Der untere Vinschgau in Südtirol war das Ziel für 20 Vereinsmitglieder des TGV Bonn, die an den Hochgebirgswanderungen im September 2018 teilnahmen. Für meine Frau Ingrid und für mich war es wieder eine große Freude, die 12-tägige Wanderwoche vorzubereiten und zu führen.

Am Samstag, den 08. September fuhren wir mit der Bahn von Bonn nach Kempten und von dort mit dem Reisebus der Firma Bus-Prenner nach Naturns. Schon die Anreise über den Fernpass, den Reschenpass und durch den ganzen Vinschgau war sehr eindrucksvoll, u.a. auch deswegen, weil uns Herr Prenner, der selbst den Bus steuerte, mit vielen Informationen und Details versorgte.

Die Ortschaft Naturns mit dem zentral gelegenen „Kleinkunst Hotel Kreuzwirt“ war der Ausgangspunkt für alle Wanderungen an 10 Tagen.    

Schon die erste Wanderung, die uns hoch über Naturns führte, war mit einem kulturellen Highlight verbunden. Die kleine St. Prokolus Kirche mit den frühmittelalterlichen Fresken konnten wir besichtigen und wir erhielten eine kurze und qualifizierte Führung durch den freundlichen Herrn an der Kasse.  

Am zweiten Wandertag ging es mit Bergbahn hinauf nach Unterstell und weiter zum 'Meraner Höhenweg', der die gesamte Texelgruppe umrundet. Noch während des ersten Aufstieges erreichten wir eine auskragende Plattform, von der wir einen herrlichen Ausblick in den Vinschgau, nach Meran und nach Naturns genießen konnten. Die Wanderung führte uns in den kleinen Ort Katharinaberg, von dem wir mit dem Linienbus zurück nach Naturns fahren konnten.        

Der Marlinger Waalweg gilt als einer der schönsten Waalwege in Südtirol mit den vielen Ausblicken nach Meran und ins Umland, auch Fernblicke bis zu den Dolomiten waren beeindruckend. Wir sind den Weg von Töll bis Lana gelaufen und konnten mit Bus und Bahn zurück nach Naturns fahren.

Tief im Schnalstal, ganz in der Nähe des Alpenhauptkammes und der Fundstelle am Similaun von „Ötzi', unternahmen wir eine schöne Wanderung, die uns oberhalb des Vernagt-Stausees entlangführte.    

Mit einem Shuttlebus fuhren wir hinauf zur Burg Juval, in der Reinhold Messner ein Museum eingerichtet hat. Die Burg und das Museum besichtigten wir nicht, stattdessen wanderten wir auf dem Schnalser Waalweg und am Latschander Waal entlang bis zum Pfraumhof und weiter nach Latsch zum Bahnhof.  

Der Partschinser Wasserfall mit seiner Fallhöhe von 97 m ist einer der schönsten im Alpenraum. Von der Aussichtskanzel konnten wir das imposante Naturschauspiel aus nächster Nähe betrachten. Die Wanderung führte uns auf steilen Bergpfaden hinauf zum Druster Hof, von dem aus man herrliche Ausblicke genießen konnte. Weiter ging es am Fels und am Sonnenhang entlang bis nach Naturns.

War es ein Wandertag oder ein Ausflugstag? Unser Ziel waren die Erdpyramiden auf dem Ritten. Also fuhren wir mit der Bahn nach Meran und weiter nach Bozen und von dort mit der Rittner-Seilbahn nach Oberbozen. Hier bestiegen wir die einzige Schmalspurbahn Südtirols, mit der wir nach Klobenstein fuhren, um von dort aus auf dem Erdpyramidenweg zu den besten Aussichtspunkten zu wandern. Nicht nur die Erdpyramiden, sondern auch Fernblicke in die Dolomiten, hinüber zum Schlern, dem Rosengarten und dem Latemar hat das Hochplateau des Ritten zu bieten.

Das Martelltal hat für Wanderer einen besonderen Reiz. Es waren nur neun Wanderinnen und Wanderer, die sich mit PKW aufmachten bis ans Ende der Talstraße auf eine Höhe von 2.050 m zu fahren, um dort zur Hochgebirgswanderung zu starten. Der Aufstieg folgte entlang der Plimaschlucht hinauf zum alten Staudamm des im Jahre 1893 angelegten Eissees, 2.300 m hoch gelegen. Von hier gab es eindrucksvolle Ausblicke zur Ortlergruppe mit der Zufallspitze und dem Cevedale und auch die Marteller Hütte konnten wir ausfindig machen. Andere Wanderteilnehmer machten auf eigene Faust schöne und interessante Unternehmungen im Vinschgau, nach Meran oder in das romantische Städtchen Glurns.

Ein Höhepunkt war die Wanderung auf dem Meraner Höhenweg mit den vielen Stufen. Dieser Wegabschnitt wird auch als der „1.000 Stufenweg“ bezeichnet. Mit der Texelseilbahn fuhren wir hinauf zur Bergstation Giggelberg, 1.535 m hoch gelegen und begannen dort die Wanderung. Auf Almwegen und auf schmalen Bergpfaden verlief der Weg mal abwärts und wieder aufsteigend über viele Stufen und Treppen. In der Lahnbachschlucht überquerten wir die neue Hängebrücke und konnten dadurch einige der 1.000 Stufen auslassen. Von Unterstell fuhren wir mit der Seilbahn hinunter nach Naturns.

Am letzten Wandertag ging es hinauf zur „Schwarzen Lacke“ und zum Vigiljoch. Zunächst nutzten wir die Seilbahn nach Aschbach und begannen dort den langen Aufstieg durch den Bergwald bis wir die Spitzseejause erreichten. Die Rundwanderung auf dem Hochplateau führte uns am See vorbei, zur Aussichtsplattform und zum Vigiljoch, danach abwärts nach Aschbach, mit der Bergbahn hinunter und mit der Vinschgaubahn zurück nach Naturns.

In Naturns und besonders in dem Hotel haben wir uns recht wohl gefühlt. An allen Tagen wurden wir von der Sonne verwöhnt und an manchen Tagen war es in der Mittagszeit ziemlich warm, was wir bei unseren Wanderungen zu spüren bekamen. Abends konnten wir auf der Dachterrasse des Hotels in gemütlicher Runde plaudern oder bei südländischen Temperaturen im Ort flanieren.

Mittwoch, der 19. September, war der Rückreisetag. Frühzeitig, um 7.30 Uhr, stand der Bus vor dem Hotel und dann ging es zügig über zwei Pässe nach Kempten und von dort mit der Bahn nach Bonn.

Jochen Stüber